Realisierungswettbewerb für das neue Eingangsgebäude des Deutschen Technikmuseums in Berlin entschieden

Der im Juni 2023 von der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) europaweit ausgelobte nichtoffene Realisierungswettbewerb „Eingangsgebäude Deutsches Technikmuseum in Berlin“ wurde nach eintägiger Sitzung des Preisgerichts am 6. November 2023 entschieden. Die Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin (SDTB) soll ein neues attraktives Eingangsgebäude erhalten. Ziel des Wettbewerbs war es, gestalterisch, funktional und wirtschaftlich überzeugende Entwürfe für einen Museumseingang zur erhalten, die den historischen Standort erlebbar machen und durch eine eigenständige Architektur weiterentwickeln. Zudem soll das Eingangsgebäude mit einem zeitgemäßen und funktionalen Serviceangebot allen Besuchenden des Deutschen Technikmuseums dienen und dank einer guten Anbindung an den Bestand ein neues Markenzeichen und Magnet sein. Mit großer Mehrheit prämierte die Jury aus insgesamt 23 eingereichten Beiträgen den Entwurf des Teams von Innauer Matt Architekten ZT GmbH aus Bezau in Österreich.

Martin Sowinski, Geschäftsleitung, BIM:

„Wir freuen uns als BIM sehr, das Verfahren für das Deutsche Technikmuseum durchführen zu dürfen und möchten uns bei allen Beteiligten bedanken, die es möglich gemacht haben, den Realisierungswettbewerb auszuloben und zu dieser Entscheidung des Preisgerichts zu kommen. Mit der Preisgerichtssitzung sind wir der Realisierung wieder einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Der Siegerentwurf von Innauer Matt Architekten ZT GmbH erfüllt die komplexen Anforderungen an das neue Eingangsgebäude für das Deutsche Technikmuseum in überzeugender Weise. Der geplante Neubau soll sich natürlich in die Umgebung einfügen, die Besucher:innen des Deutschen Technikmuseums empfangen und als Verteiler auf dem gesamten Areal fungieren. Für die BIM als Immobiliendienstleisterin des Landes Berlin war aber auch die Auswahl der nachhaltigen Materialien und das Photovoltaik-Dach entscheidend in unserem Urteil für das Architekt:innen-Team.“

Helge Rehders, Leiter der Abteilung Grundsatz, Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichem Zusammenhalt:

„Das Spektrum der eingereichten Wettbewerbsbeiträge war inhaltlich und gestalterisch beeindruckend und ich möchte mich ganz herzlich bei allen Planungsbüros dafür bedanken. Der Siegerentwurf spiegelt in seiner klaren architektonischen Haltung unseren Anspruch an nachhaltiges Bauen wider. Mit dem neuen Eingangsgebäude wird der herausragende Ausstellungsbetrieb des Deutschen Technikmuseums räumlich und funktional auf hervorragende und zeitgemäße Weise gesichert.“

Joachim Breuninger, Vorstand SDTB:

„Es freut mich sehr, dass wir mit dem Siegerentwurf die Zukunft des Deutschen Technikmuseums nachhaltig, umweltfreundlich und sinnlich ansprechend gestalten können. Mit der sehr großen Photovoltaikfläche auf dem Dach wird das Gebäude den Energiebedarf des gesamten Museums decken und durch die vewendeten Baumaterialien wegweisend sein für das zukünftige klimagerechte Bauen in der Stadt. Die einladende Geste des Gebäudes ermöglicht den Besuchenden ein deutlich verbessertes Besuchserlebnis. Mit dem erfolgreichen Architekturwettbewerb haben wir einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft des Deutschen Technikmuseums geschafft. Wir freuen uns auf die Umsetzung!“

Prof. Petra Kahlfeldt, Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin für Stadtentwicklung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen:

„Der erste Preis überzeugt mit seiner klaren, architektonischen Formsprache und der zukunftsweisenden Konstruktionsweise. Das Deutsche Technikmuseum in Berlin gewinnt mit der Umsetzung des Siegerentwurfs einen Eingangsbereich mit einem hohen Wiedererkennungswert, der das Haupthaus des Museums sehr gelungen mit dem Spectrum verbinden wird. Die Konstruktion wird eindrucksvoll gestalterische, technische und ökologische Komponenten vereinen.“

Gegenstand des nichtoffenen Realisierungswettbewerbs war der Entwurf eines prägnanten, identitätsstiftenden Eingangsgebäudes, das zusammen mit einem qualitätvollen Freiraum den Museumsstandort stärkt und eine gute bauliche Verbindung zu den Bestandsgebäuden in der Trebbiner Straße und der Ladestraße herstellt. Die Planung soll unter dem Aspekt des nachhaltigen Bauens auch im Sinne eines kosteneffizienten Gebäudekonzeptes erfolgen. 

Das Programm umfasst insgesamt 2.494 m² Nutzungsfläche. Das Bauvorhaben wird aus Mitteln des Landes Berlin finanziert. Für die Baumaßnahme liegt ein geprüftes und genehmigtes Bedarfsprogramm vor mit Kosten für die Kostengruppe 300 bis 500 von 19.572.000 Euro (brutto, inklusive Unvorhergesehenes, Kostenstand 11/2022).

In einem EU-weiten Teilnahmewettbewerb wurden aus 117 Bewerbungen 25 Teilnehmende ausgewählt. 23 Entwürfe wurden letztendlich eingereicht. Die Wettbewerbsjury unter Vorsitz der Architektin Jórunn Ragnarsdóttir entschied nach ausführlicher Diskussion über die drei Preisträger:innen und zwei Anerkennungen. Im Anschluss an den Wettbewerb wird mit den drei Preisträger:innen ein formalisiertes Verhandlungsverfahren unter Berücksichtigung weiterer Auswahlkriterien durchgeführt und über die konkrete Auswahl und Beauftragung eines Generalplanungsteams verhandelt, das im ersten Quartal 2024 in die konkrete Planung einsteigen soll.

Die Wettbewerbsjury entschied wie folgt:

1. Preis – Arbeit 1120 | 83.000 €

Architektur: Innauer Matt Architekten ZT GmbH, Bezau (AT)

Tragwerksplanung: merz kley partner GmbH, Dornbirn (AT)

Technische Ausrüstung: Planungsteam E-Plus GmbH, Egg (AT)

Landschaftsarchitektur: Andreas Geser AG, Zürich (CH)

2. Preis – Arbeit 1122 | 52.000 €

Architektur: querkraft architekten zt gmbh, Wien (AT)

Tragwerksplanung: Werner Sobek AG, Stuttgart

Technische Ausrüstung: Gebäudetechnik Kainer gmbh, Rattersdorf (AT)

Landschaftsarchitektur: Green4Cities GmbH, Wien (AT)

3. Preis – Arbeit 1118 | 31.000 €

Architektur: :mlzd, Berlin

Tragwerksplanung: Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Zürich (CH)

Technische Ausrüstung: Gruner AG, Basel (CH)

Landschaftsarchitektur: uniola AG, Berlin

Anerkennung – Arbeit 1110 | 20.500 €

Architektur: ARGE Kirchberger & Wiegner Rohde PartGmbB und Morris+Company Ltd. mit Haptic Architects Ltd. und Hutchinson & Partners Ltd., Berlin

Tragwerksplanung: ahw Ingenieure GmbH, Berlin

Technische Ausrüstung: HL-Technik Engineering GmbH, München

Landschaftsarchitektur: Landschaft planen + bauen NRW GmbH, Dortmund

Anerkennung – Arbeit 1123 | 20.500 €

Architektur: Burger Rudacs Architekten PartmbB, München

Tragwerksplanung: beckh vorhammer PartG mbB, München

Technische Ausrüstung: Climaplan GmbH, München

Landschaftsarchitektur: BEM Landschaftsarchitekten PartmbB, München

Auszug aus der Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis von Innauer Matt Architekten ZT GmbH, Bezau (AT):

Zwischen dem im kaiserzeitlichen Bau untergebrachten Spectrum und dem postmodern aufgeladenen Haupthaus von 2001 schiebt sich ein unerwarteter Baukörper: mit der langestreckten Schnittfigur eines hohen Hutes erzeugt die Hinzufügung ganz unterschiedliche spontane Assoziationen.

Dabei gelingt es zweifelsfrei und einladend, einen neuen Eingang für das Deutsche Technikmuseum zu formulieren. Das lineare Gebäude besetzt den Grundriss der hierfür aufgegebenen Ruine der Ladestraße und erstreckt sich gleichförmig und dadurch selbstverständlich – vom südlichen Ende des Baufeldes bis einige Meter vor den historischen Kopfbau in den Vorplatz hinein. Die Giebelseiten sind geöffnet und signalisieren den Eingang, die aufgefalteten Vordächer auf den langen Seiten übernehmen das Motiv der vorhandenen Ladehallen entlang der Ladestraße und schaffen so eine angemessene Verwandtschaft, auch wenn das darüber aufgefaltete Dach eben eine nicht aus dem Kontext stammende Geste bietet.

Zwei sehr schmale und untergeordnete Brücken verbinden den neuen Eingang mit den Ausstellungshäusern an sinnvoller und schlüssiger Stelle. Die inszenierten Ausblicke aus diesen Verbindern in die Umgebung beleben die Übergänge. Der neue Haupteingang und die angebotenen Nebeneingänge sind ebenerdig und für alle gleichermaßen zu erreichen und zu benutzen, Wegeführung und Orientierung im Innern sind klar und direkt.

Mit der geschickten Verteilung des Raumprogramms und dem umlaufend geöffneten Erdgeschoss (EG) gelingt dem Entwurf eine hervorragende Aktivierung der umliegenden Freiflächen und eine konsequente Vermeidung von Rückseiten. In den Obergeschossen wird diese logische Verteilung fortgeführt und es entsteht eine ganz selbstverständliche Differenzierung von öffentlichen und nicht öffentlichen Bereichen.

Die reduzierte und dadurch sehr dauerhafte und freundliche Materialauswahl ist konstruktiv bedingt und schafft mit der erlebbaren Holzstruktur des Daches, den verglasten EG-Fassaden und dem mineralischen Boden eine einfache, aber sehr freundliche, warme Atmosphäre. Zusammen mit der dunklen, vollständig aus Photovoltaik-Schuppen gebildeten Dachhaut ergibt sich ein schöner, einladender Kontrast, der einerseits die Eingangswirkung unterstreicht, gleichzeitig aber auch eine zukunftsweisende und beispielhaft gestaltete Integration von energiewirksamen Hüllflächen in ein ansprechendes Gebäude darstellt. Die Anordnung von regelmäßigen kleinen Fenstern in den Aufenthaltsräumen der oberen Geschosse ist konsequent der großen Figur untergeordnet.

Im Freiraum überzeugt die dem Innenraum folgende Bespielung mit differenzierten Angeboten.

Insgesamt ein überraschender Beitrag, der vor allem durch seine gestalterische Konsequenz, Einfachheit und Selbstverständlichkeit besticht und eine Antwort auf die ökologischen Herausforderungen der Zukunft bieten kann.

Fotocredit: Innauer Matt Architekten ZT GmbH

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